Einen Tag vor der konstituierenden Sitzung der Bezirksverordnetenversammlung in Lichtenberg sorgt die AfD für den ersten Eklat. Am Mittwoch wurden die BVV-Fraktionen darüber informiert, dass die AfD Wolfgang Hebold als ihren Bezirksstadtrat nominieren wird. Der Posten steht ihr aufgrund des Wahlergebnisses zu. Über die Besetzung wird erst auf der Sitzung im November abgestimmt, aber die AfD-Ankündigung sorgte für Unmut bis Entsetzen bei den anderen Parteien. Ole Kreins, der SPD-Kreisvorsitzende, sagte der Berliner Zeitung: „Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Sozialdemokraten diesen Kandidaten unterstützen werden.“
Hebold hatte im Mai seine Lehraufträge an Berliner Hochschulen verloren, weil er seinen Studenten Statistik-Aufgaben mit islamfeindlichen Inhalten gestellt hatte. So ließ der Diplom-Mathematiker die Studierenden berechnen, welcher statistische Zusammenhang zwischen der Anzahl von Terroranschlägen und dem Anteil der muslimischen Bevölkerung besteht.
Auch sollten sie die Korrelation zwischen dem Anteil der Muslime und der Zahl der genitalverstümmelten Frauen ermitteln. Die Hochschule für Wirtschaft und Recht, die Hochschule für Wirtschaft und Technik und die Management Hochschule SRH kündigten dem Privatdozenten daraufhin seine Lehraufträge.
„Andere Meinung“
Danach schrieb er in seinem Blog „Die Verheerung Europas – Ein Tagebuch des Niedergangs“: „In diesem Land ist das Äußern einer anderen Meinung zunehmend riskanter geworden. Man riskiert, dass einen die Phalanx der gutdeutschen Presse zertrampelt.“ Welcher Art diese „andere Meinung“ Hebolds ist, lässt sich in seinem Blog gut verfolgen. So beteiligte er sich beispielsweise am 3. Oktober an der Diskussion um den Nazi-Begriff „Umvolkung“.
Da schreibt er: „Die Aufregung in der Verleugnerpresse war also eher das Gekläffe des getroffenen Hundes.“ Der Begriff „Umvolkung“ habe zunächst nicht die Vernichtung anderer Völker gemeint. Sondern es sei um Um-Volkung „im Sinne von Um-Topfen“ gegangen. Wenige Sätze weiter behauptet Hebold, es sei die Willkommenskultur, die in der Tradition der Vernichtung stehe: „Die Europäer sollen verschwinden. Die Endlösung des Abendlands heißt das Ziel.“
Hebold berief sich wiederholt auf die Meinungsfreiheit und beklagte sich, dass die politische Korrektheit jegliche Debatte vergifte. „Ich bin antiislamisch, so wie ich antikommunistisch und antifaschistisch bin“, sagte Hebold im Mai dieser Zeitung. Die Staatsanwaltschaft hat ein Ermittlungsverfahren wegen des Anfangsverdachts der Volksverhetzung gegen ihn eingeleitet.