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Als Reaktion auf die beiden Neonaziangriffe an diesem Wochenende versammelten sich heute gegen 20 Uhr über 200 Antifaschist_innen am Nöldnerplatz und demonstrierten gegen rechte Gewalt in Lichtenberg. Laut und kraftvoll zog die Demo in den Weitlingkiez, wo vor der Nazikneipe "Kiste" eine Kundgebung abgehalten wurde.  Als die Demonstration die Magaretenstraße passierte, die von der Polizei als Demoroute verboten wurde, zeigten sich auf einem Balkon 5 Neonazis aus dem Lichtenberger Kameradschaftsspektrum, filmten die Demo und warfen mit Eiern. Während der zweiten Zwischenkundgebung am S-Bahnhof Lichtenberg wurde ein älterer Mann festgenommen, der in Richtung der Demonstrant_innen den Hitlergruß zeigte. Vorbei an der Nazikneipe "Piccolo" ging die Demonstration zum Schlusspunkt am U-Bhf Magdalenenstraße. Nachdem die Polizei schon an der Lichtenberger Brücke ohne ersichtlichen Grund zweimal brutal gegen Demonstrant_innen vorgegangen war, kam es in der U-Bahn an der Frankfurter Allee zu einem weiteren Polizeiübergriff. So verprühte die Polizei im U-Bahnabteil Reizgas und gefährdete so nicht nur die Demonstrationsteilnehmer, sondern auch Passanten. Auf dem Bahnhof lieferten Sich Beamte regelrechte Hetzjagden mit Antifaschist_innen.
Den Eindruck einer starken antifaschistischen Demonstration durch Lichtenberg konnte dieser völlig überzogene Polizeieinsatz jedoch nicht mehr schmälern.

Am Freitag, dem 20. April, griffen zwei Neonazis einen alternativen Jugendlichen auf dem S-Bahnhof Storkower Straße an. Nachdem sie ihn beleidigt hatten, bewarfen sie ihn mit Bierflaschen, zerrten ihn von seinem Fahrrad und traten ihm in den Bauch und ins Gesicht. Anschließend flohen sie mit der S-Bahn.


In der Nacht zum Sonntag griffen etwa 6 Neonazis drei alternative Jugendliche in der S-Bahn an. Als die Bahn in den S-Bahnhof Lichtenberg einfuhr, begannen die Neonazis auf ihre Opfer einzutreten. Bevor sie flohen, versprühten sie im Abteil Reizgas. Die Opfer erlitten Verletzungen im Gesicht und mussten in ein Krankenhaus gebracht werden. Die Täter flohen in Richtung Weitlingkiez.

Etwa 50 Neonazis aus dem Spektrum der NPD und gewaltbereiter Kameradschaften besetzten am Montag den Ratssaal des Lichtenberger Rathauses. Unter dem Vorwand einer Informationsveranstaltung, wurde das Rathaus zu einer No-Go-Area für alle Nichtrechten. Im Rathaus versammelten sich unter anderem die Lichtenberger NPD-Abgeordneten Jörg Hähnel und Manuela Tönhardt, sowie der Bundesvorsitzende Udo Voigt und der Vorsitzende der Berliner NPD Eckart Bräuniger.  Im Eingangsbereich hielten sich ein dutzend Lichtenberger Kameradschaftler auf, die anscheinend die Auseinandersetzung mit politischen Gegnern suchten. Neben einem internen Ordnerdienst erfüllte diese Aufgabe die zahlreich anwesende Polizei. Sie wies ca. 40 AntifaschistInnen ab, die an der öffentlichen Veranstaltung teilnehmen wollten.

Ein Pressesprecher der Antifa Hohenschönhausen äußerte sich dazu gegenüber der TAZ: "Es gab eindeutig einen Ordnerdienst der NPD im Haus - vor der Tür hat die Polizei der NPD die Arbeit abgenommen."

Die abgewiesenen AntifaschistInnen zogen es vor, geschlossen in der Weitlingstraße den Deniz-Döner zu besuchen, der im letzten Jahr mehrfach Opfer rassistischer Angriffe geworden war. Eine praktische Unterstützung, die ihm von den meisten AnwohnerInnen verwehrt wird.

Circa 70 Menschen fanden sich am frühen Abend in der WBG Humboldt-Universität in Neu-Hohenschönhausen ein, um an einer Podiumdiskussion teizunehmen. Geladen hatte die Berliner Linksparteiabgeordnete Evrim Baba. Als RednerInnen nahmen weiterhin VertreterInnen der Linkspartei, Prof. Dr. Hajo Funke (FU), Judith Demba (Uabhängige Anlaufstelle für BürgerInnen in Hohenschönhausen) und Laurenz Torwardt (Antifa Hohenschönhausen) teil.
Die rechtsextremen Strukturen und die hohe Akzeptanz der NPD bei der letzten Bezirkswahl standen bei der Diskussion im Mittelpunkt. Auf der Suche nach Ursachen wurde die gesamtgesellschaftliche Perspektive nicht ausgespart.

Torwardt hierzu: "Es ist selbstverständlich, die Neonazis nicht als von der Gesellschaft losgelöstes Problem zu behandeln. Einstellungen, wie Rassismus, Antisemitismus und Sexismus sind tief in der Mitte der Gesellschaft verankert. Sie reproduzieren sich aus dem herrschenden kapitalistischen System. Die Abschaffung dieses Systems muss demnach unser Ziel sein."

Auf der Veranstaltung wurde als ein effektives Mittel gegen den rechten Mainstream ein selbstverwaltetes Jugendzentrum in Lichtenberg gefordert.

Der Weitlingkiez in Berlin-Lichtenberg ist seit Jahren als eine Hochburg der Naziszene bundesweit bekannt. Keine Woche vergeht ohne neue Meldungen von rechten Übergriffen auf MigrantInnen, linke Politiker und nichtrechte Jugendliche.


Am 12. Dezember 2006 wurde bei einem Berliner Antifaschisten eine Hausdurchsuchung durchgeführt. Er wird beschuldigt an einer Auseinandersetzung mit zwei Berliner Neonazis im November 2006 in Berlin-Lichtenberg beteiligt gewesen zu sein. Die beiden Neonazis wurden dabei leicht verletzt.

Der 18-jährige, der sich mit Freunden auf dem Nachhauseweg befand wurde in der Pankower Dietzgenstraße dem 30-jährigen Neonazi Daniel Sch. und seinen beiden Freunden angegriffen und zu Boden geschlagen. Er konnte sich mit einem Pfefferspray verteidigen und entkommen. Es war der zweite Angriff innerhalb von zwei Monaten auf den Politiker.